Um a Fünferl a Durcheinander
  Geschichten aus der Kleinkunstszene
ScienceFictionStorys - Gedichte - Märchen
Skizzen aus aller Welt und Gedanken rund um alles Menschliche

Ein bayerisches Gedicht von Annalena Garner in jungen Jahren geschrieben


Mei Antn

Früha hob i an Ford gfahrn

Do war s'Goid no weniga

Jetz hob i mehra

Hob ma a Antn kaft

Da Händla hod gmoant

Schee is net

Schnoi is a net

Aba lustig

I mog lustige Autos

Und blau wars aa

I mog blau

Do siehg i koan Rost mehr

I hobs kaft, de blaue Antn

Sitz mi nei

Lehn mi zruck

A gfui is des

Sieg a stockfleckigs Doch

Mit a bißl Himmi

Und d'Füaß vehakln se im Lenkradl

I woid owei scho an Schauklstui hom

I drah an Schlüßl rum

Ziag am Schock

Ziag an Anlassa

Na foid ma mei Wurschtsemmi ausm Mei

Und de Idee mim Autoradio is gstorm

A Musi is des

Im nextn Gschäft kafa ma Ohropax

Hätte net macha soin

Hob scheins wos übahert

Jetzt stehngma im Weg

Mei Antn und i

Aba ihra machts nix aus

Und i hob vui glernt

Fluacha, schiam, laffa

Und s'fahrn

Mit U- und S-Bahn

Mit Bus und Taxi

Und nexts Johr were boarischer Moasta

Im Hindernislauf

Wenn i's net morgn vakaf

Mei Antn

(© Annalena Garner1978)

GESCHICHTEN AUS DER  LIEDERBÜHNE ROBINSON (3)
Wenn es Nacht wird im Robinson (2)

Wieder einmal sitzen die Spätheimgeher bei Bier und Wein im dunklen Robinson, philosophieren über Gott und die Welt und warten darauf, dass die Rosi mit ihrer Aufräumarbeit in der Küche und in den Toiletten fertig wird - dieses Mal aber ohne Dusche für einen Künstler. Leo stellt den Edelzwiscker bereit, legt schon mal Rosis Lieblings-LP "Komm großer schwarzer Vogel" von Ludwig Hirsch auf und wir stimmen uns mit "Heute hier, morgen dort" von Hannes Wader auf den nächtlichen Chor-Gesang mit Rosi ein. Und was passiert? Rosi schmettert voll Inbrunst "Es lebe der Zentralfiedhof" von Wolfgang Ambros.  „Was ist denn los, Rosi?“ „Ach alle sterms weg … da Elvis, da Charlie Chaplin, da Baader ...“  Verblüfftes Schweigen.
Nach einiger Zeit entwickelt sich eine lebhafte Debatte über Leben und Sterben, die morbide Einstellung der Wiener, die satirische Betrachtung einer Beerdigung des Niederbayern Sigi Zimmerschied „Aufgsetzt iss uns! … „So vui Leit. Ob bei uns a so vui kemma wern?“ „Ja, i komm scho.“ „.. heilige Maria, Mutter Gottes….“ Und natürlich nicht zu vergessen „Der Brandtner Karspar schaut ins Paradies“ und Toni Bergers fabelhafte Darstellung des „Boandlkramers“..
Man ist sich einig, die Bayern pflegen einen gesunden Umgang mit dem Tod.
Die Köpfe werden allmählich immer schwerer, die Zunge „schwimmt im Kreis herum“ (frei nach Holger Paetz) und mann hängt seinen Gedanken nach.
Plötzlich schepperts am Fenster: „Aufmachen! Polizei!“
 Oje, heute wirds teuer. Es sind noch zu viele Leute da, die können beim besten Willen nicht alle im Robinson arbeiten.  Schnell wird zum Hinterausgang geschlichen, Glas splittert „Pssst! Passts doch auf!“ und durch den Hausgang des Hinterhauses auf die Paralell-Straße gelaufen.
Vier Leute können dableiben: Ein Künstler, der Schankkellner, die Programmchefin und natürlich Rosi, die Wirtin.
Die Polizisten durchsuchen vergebens alle Räumlichkeiten, einschließlich Künstlerzimmer und Toiletten. Wenn da die Rosi jtzt mit ihrem Schlauch zuschlagen würde......
„Hams wieder einmal Glück Frau Wimmer. Jetzt wirds aber trotzdem Zeit zum Heingehen. Und dass mir keiner mit dem Auto heimfährt!“ „Dass iss eh klar, Herr Fachtmeisssta!“ Und schon kehrt wieder Ruhe ein ins Robinson.
Inzwischen schlendern die Geflüchteten ganz harmlos am Robinson vorbei. Die Polizisten fragen sie misstrauisch:  „Woher kommts ihr denn?“ „Ja, von der Isar, Herr Wachtmeister, von einem Grillfest, is a bissl spät worn, gell.“
„So so von der Isar. Eure Gesichter kenn ich doch. Komisch, immer wenn wir im Robinson kontrollieren wegen der Sperrstunde, kommt ihr von einem Grillfest an der Isar. Aber lassen wir es für heute gut sein. Das nächste Mal gibts a saftige Strafe für die Rosi. Sagens ihr das..“ 
Sind halt doch manchmal ganz nett, die Münchner Polizisten.
Und das nächste Mal gehen wir in den Sliwowitzkeller. Der hat eine Nacht-Lizenz.
Plausch zu nächtlicher Stunde in der Liederbühne Robinson
Plausch im Robinson, Helmut Bauer, Leo, Zither-Manä + Gattin, Helmut Eckl, Rosi
Helmut Bauer, Leo Müller, Zither-Manä + Frau Karin, Helmut Eckl, Rosi u.a., links hinten Rudi und Ingrid Zapf.
GESCHICHTEN AUS DER LIEDERBÜHNE ROBINSON (2)

Wenn es Nacht wird im Robinson (1)

Der Abend war wieder einmal gut gelaufen, die Kleinkünstler waren bejubelt worden, das Publikum marschierte zufrieden nach Hause, der Schankkellner hat seine Machinerie abgestellt und Rosi, die Wirtin hat bereits die Lichter gelöscht. Auch die Stammgäste verabschiedeten sich so nach und nach. Nur am Tisch nahe der Tür, nicht einsehbar von den großen Fenstern, was sehr wichtig war von wegen Sperrstunde und Polizei, sitzen noch diejenigen, die den Kragen noch nicht voll haben oder kein Bett zu Hause haben oder einfach noch ein wenig sitzen wollen und miteinander ratschn, streiten oder einfach nur ins Bier zu starren.
Aus der Küche hört man Geklapper und lauten Gesang. Rosi räumt ihren Arbeitsbereich auf und singt sich dabei schon mal auf ihre Entspannung mit dem ein oder anderen Edelzwiscker ein. Aber vorher gehts noch in die Toiletten, die sollten ja morgen sauber sein und fein duften. Plötzlich hört man entsetztes Geschrei und Gepruste und dann schallendes Gelächter. Die Rosi hat mit ihrem Wasserschlauch mächtig zugeschlagen und dabei total übersehen, dass da noch einer stand und ganz genüsslich seine Blase entleerte. Der Dietmar Eirich (siehe Foto), immer der letzte auf der Bühne, weil es nach seinem Auftritt immer aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen, hatte eine ordentliche Wasserladung abgekommen und die Rosi konnte sich vor Lachen nicht mehr einkriegen. Untergehakt kamen der pitscxhnasse Dietmar und Rosi nach einiger Zeit fröhlich singend aus der Toilette „So trolln wir uns ganz fromm und sacht, von Weingesang und Freudenschmaus...." Selbstverständlich in der Fesl-Version des Bellmann-Liedes.

Dietmat Eirich
Erste Begegnung mit der Kleinkunst (1976)

Kleinkunst? Was isn dees? Kleinkunstbühne? Aha. Ich hatte keine Ahnung von Kleinkunst, der Begriff befand sich nicht einmal in meinem passiven Wortschatz. Bis mich eines Tages der Hansi Well nachgerade dazu zwang, mit den Biermöslern in die einschlägigen Kleinkunstlokale, in denen sie auftraten, mitzufahren.

Als da waren das Song Parnass, das MUH und die Liederbühne Robinson. In jeder Bühne wurde eine halbe Stunde gespielt und gesungen und dann schnell weiter zur nächsten.

Im MUH wartete meistens der Uwe schon sehnlichst, weil das Programm mal wieder ein wenig durcheinander geraten war. Das Publikum musste sich des öfteren überraschen lassen, das angekündigte Programm stimmte nicht oder nur zum Teil, machmal fehlte einer ganz, dann mussten die anderen länger auftreten. Das war bei den Biermöslern kein Problem, die hatten massenhaft Lieder zur Auswahl.

Im Robinson lief alles viel ruhiger ab, die angekündigten Kleinkünstler waren fast immer da.
Ein buntes Allerlei von Instrumentalisten, Liedermachern, Kabarettisten fand sich in allen Bühnen. Und wenn man – je nachdem -  Glück oder Pech hatte und an einem Abend alle drei Bühnen besuchte, traf man überall auf Udo Lenze und seinen Hund "Wutzl". Er sang traurige Lieder mit Texten u.a. von Kästner und Tucholsky und sein Hund schaute ebenso betrübt ins Publikum.

Es war alles neu und aufregend und mit großer Begeisterung verfolgte ich das Geschehen auf und neben der Bühne.

Nur der Fredl Fesl, den ich als einzigen aus der Szene kannte und der schon ganz schön berühmt war,  begegnete mir an diesem ersten Abend nicht. Damit hatte mich der Hansi Well nämlich gelockt: "Du musst unbedingt mitgehen, da kannst den Fredl treffen - entweder auf der Bühne oder Bier trinkend an der Theke."

Aber an diesem Abend traf ich so manch anderen interessanten Künstler, wie z.B. den Helmut Eckl und den Frederik Lopez. Was mich dazu veranlasste, dann doch immer mal wieder ins Robinson zu gehen. Sagen wir mal so: Es wurde meine Stammkneipe und ich verbrachte dort nahezu jeden Abend. Bald kannte ich alle Künstler, konnte alle Lieder mitsingen, den Kabarettisten soufflieren, mit den Stammgästen über den ein oder anderen Künstler lästern und mit der Wirtin Rosi nach Schluss der Vorstellung Edelzwicker trinken. Und dann im Morgengrauen mit halbem Auge nach Hause fahren, 2 Stunden schlafen und dann in die Arbeit. Kleinkunst war ein hartes Brot!

PS: Ich lernte an diesem Abend nicht nur die Kleinkunst kennen, ich trat auch gleich mit den Biermöslern auf: Sie sangen und spielten einen Einakter, bei dem sie mit der Gitarre begleitet werden mussten. Ich war der drei nötigen Griffe mächtig ......
(22.6.2019)

GECHICHTEN AUS DER LIEDERBÜHNE ROBINSON (1)

Fredl Fesl und das Robinson

Gelegentlich überfallen einem Erinnerungen, die in einem hinteren Winkel des Hirns verborgen sind. So gings mir vor einigen Tagen, als ich die Sendung "WILLY ASTOR FEIERT FREDL FESL" (eine großartige Sendung!) zu später Stunde schaute.

Fredl Fesl, Bayerns originellster Liedermacher, war einst Stammgast im Münchner Robinson an der Dreimühlenstraße, im so genannten Schlachthofviertel.  Für die  Programmgestaltung in der Kleinkunstbühne war seinerzeit ich zuständig. Fesl  kam meist schon am späten Nachmittag, weil er da ungestört flippern konnte. War das Programm zu Ende, war sein Platz erneut am Flipper. Grantig wurde er, wenn Nachwuchskünstler gar kein Ende fanden oder einfach so schlecht waren, dass selbst unser geschätzter Hauspenner sein Noagarl Bier stehen ließ und das Weite suchte. Fesl aber brummte ungeduldig in seinen Bart hinein und gab mir via Blickkontakt unmissverständlich zu verstehen, dem Ganzen ein Ende zu bereiten und den   "Künstler" von der Bühne zu holen. Doch auf diesem Ohr war ich taub. Pro Programmpunkt waren 30 Minuten vorgesehen und dabei ließ ich es auch. Mit wenigen Ausnahmen. War einer der Interpreten so unerträglich, daß selbst das Publikum die Lust verlor, zu bleiben, griff ich letztendlich ein, bevor sich noch der letzte Gast verdünnisierte.

Zurück zum Fesl. Generell gehörte er zu den Menschen, die sich auch Bühnen-Anfängern gegenüber sehr loyal verhielten. Ich erinnere mich da noch an eine Mundartdichterin aus dem Dunstkreis von Friedl Brehm, die ihre ersten Gehversuche im Robinson machte. Texte waren okay, doch das Gitarrenspiel ließ sehr zu wünschen übrig. Zumal die Interpretin nicht in der Lage war, ihr Instrument zu stimmen. Fesl wurde damals nicht müde, das Programm immer wieder zu unterbrechen, sich die verstimmte Gitarre zu schnappen und die Saiten so zu stimmen, dass die drei Griffe, mit denen sich die Mundartdichterin durchs Programm kämpfte, einigermaßen erkennbar waren. Fesl bekam meist mehr Applaus für sein Stimm-Engagement, als die Künstlerin selbst.

Als Glücksfall sehe ich es heute noch, dass Fredl Fesl auf dem Höhepunkt seiner Popularität ein zweitägiges Gastspiel im Robinson gab.
Da war vielleicht was los! Schon am ersten Tag standen statt der üblichen 120 Publikümer  knapp 200 dicht an dicht. Es war kaum noch ein Durchkommen, die Bedienung fluchte, der Schankkellner knallte Weißbier auf Weißbier raus und die Rosi kam mit dem Schnitzelklopfen nicht mehr nach. (Das alles natürlich nur in der Pause, während des Programms war es streng verboten, Krach zu machen!)
Und ich stand verschwitzt an Eingang und musste mich gegen den Nachstrom an Menschen wehren, die eine lange Schlange vor dem Lokal bildeten. Aber es ging wirklich beim besten Willen nix mehr. Bloss den KONNI WECKER, den ließ ich natürlich rein.

Es waren triumphale 2 Konzerte, der Fredl fühlte sich auch als auftretender Künstler wohl und das Robinson verdiente ausnahmsweise mal sehr gut. Das ist jetzt nicht ganz richtig. Das Robinson lief eigentlich immer gut. Nur, wenn ein relativ unbekannter Künstler verpflichtet wurde, wars schwierig.
Ich erinnere mich, dass KLAUS LAGE mal vor 20 Leuten spielte. Es war ein Klasse-Konzert, aber ich zahlte mächtig drauf, weil er nur mit einer Garantie spielen wollte.  Zu späteren Zeiten ( ... und es hat Zum gemacht...) wäre es zugegangen wie bei Fredls Konzert.

Übrigens:  Bei diesem 2tätigen Gastpiel wurde Fredl Fesls LP "Bayerische und melankomische Lieder" aufgenommen. (18.6.2019)

 Eine kurze SciFi-Geschichte für STAR TREK-Fans:

CAPTAIN JANEWAY AUF DIE BRUCKE!

(All characters are the property of Paramount Pictures,
story © by Katie Steward)

„Captain Janeway auf die Brücke!“
Erschreckt zuckt die alte Lady hoch und versucht das Dunkel im Raum zu durchdringen. „Computer, Licht an.“

„Captain Janeway auf die Brücke!“
Die alte Lady schlägt die Bettdecke zurück und stellt ihre Beine unter schweren Seufzern auf den Boden.

„Captain Janeway auf die Brücke!“
Die Lady schleppt sich zur Schalldusche, sie funktioniert wieder einmal nicht.

„Captain Janeway auf die Brücke!“
Die Lady wird wütend: „Dieser Captain ist wohl taub. Und so einer ist Captain!“

Die Lady ist inzwischen angezogen. Sie steht vor dem Replikator und überlegt:
„Was wollte ich denn hier? Ach so, ja. Computer, eine Tasse Aldebaran-Tee.“
Sie nippt daran und verzieht angewidert das Gesicht.
„Das schmeckt ja fürchterlich. Computer, ich möchte etwas anderes.“
„Spezifizieren.“
„Spezifizieren? Na gut, wie heißt das denn gleich? Es ist schwarz, heiß und bitter.“
„Kaffee?“
„Ja, genau, das ist es.“
Ihr Zeigefinger sticht triumphierend in die Luft.
 Eine Tasse dampfender Kaffee materialisiert, die alte Lady greift gierig danach und stößt einen spitzen Schrei aus, sie hat sich die Lippen verbrannt.

„Captain Janeway auf die Brücke!“
Die alte Lady betätigt ihren Communikator und krächzt wütend: „Hallo Brücke, könnt ihr nicht endlich einmal die Lärmbelästigung einstellen und auf die Suche nach diesem schwerhörigen Captain gehen. Vielleicht ist er ja auch schon tot.
Mist, tut das weh. Ich werde einen kalten Umschlag machen müssen, sonst bekomme ich Lippen wie diese .. diese, wie heißt sie denn gleich, in deren Anwesenheit die Männer Glubschaugen bekommen, diese ... wie war das denn gleich? Kein Name, hm, eine Zahl ...Zehn? Zehn Vorne? Das kommt mir bekannt vor. Ach nein, das ist ja eine Kneipe auf einem verrotteten Schlachtschiff. SEVEN, ja richtig, so heißt sie. Seven braucht keinen heißen Kaffee, um geschwollene Lippen zu bekommen.“
Die Lady will zur Türe gehen, da meldet sich die altbekannte Stimme wieder:
„Captain?“
„Haben Sie ihn endlich gefunden?“
„Captain, sind Sie das?“
„Jetzt erkennen sie ihn nicht einmal mehr.“
Die Lady schüttelt das weiße Haupt.
„Zustände sind das auf diesem Schiff.“
„Captain, sind Sie in Ordnung?“
Die Lady schleudert ihre Tasse gegen den Lautsprecher: „Stellen Sie endlich diese Verbindung ab und lassen Sie mich in Ruhe mit ihren Durchsagen.“
Aus den Lautsprechern kommt vielstimmiges Gemurmel, einer sagt bestimmt: „Kappen Sie die Verbindung, Fähnrich“ und dann ist angenehme Stille im Raum der alten Dame.
„Na endlich. Das hat aber gedauert.“
Zufrieden begibt sie sich zu ihrem Bett, schlägt die Decke zurück und will sich setzen. Der Türöffner wird betätigt. Jetzt wird sie richtig sauer: „Was wollt ihr denn? Könnt ihr mich denn nicht in Ruhe lassen!“
Die Türe geht auf und ein kahlköpfiger, gut aussehender Mann betritt das Zimmer. Er geht auf die Frau zu, nimmt ihre Hände und sagt tief bekümmert: „Hast du deine Medizin wieder einmal nicht genommen? Wo hast du sie hingelegt?“
Die Lady schaut ihn nachdenklich an und meint dann: „Was für eine Medizin, Chakotay?“
Chakotays Augen werden noch dunkler, als sie sowieso schon sind. Er nimmt die Lady in den Arm, gibt ihr einen sanften Kuss und führt sie dann zum Bett.
Sie entwindet sich seinen Armen und gibt ihm einen Klaps auf die Wange: „Werden Sie bloß nicht frech, Commander! Ich kann mich nicht erinnern, dass wir per Du sind, geschweige denn, dass ich Ihnen erlaubt habe, mich zu küssen.“
„Das ist es ja! Du kannst dich an gar nichts erinnern. Weißt du denn, wer du bist?“
Die Lady schaut ihn verblüfft an, wird nachdenklich und schüttelt dann resigniert den Kopf.
„Wer bin ich denn, Chakotay?“
„Du bist der Captain dieses Schiffes, Kathryn Janeway.“
Die Lady ist perplex. „Dann hat das die ganze Zeit mir gegolten. Oh mein Gott! Wieso weiß ich denn das nicht? Was ist los mit mir?“
Sie steht sinnend da, schaut dann zu Chakotay und sagt: „Wieso weiß ich aber, wer Sie sind?“
Jetzt lächelt Chakotay, nimmt sie wieder in den Arm und sagt: „Das wäre ja noch schöner, wenn du deinen Ehemann nicht erkennen würdest! Auch wenn du ihn unentwegt Siezt!“
Die alte Lady bricht in schallendes Gelächter aus: „Wie bitte? Wir sollen verheiratet sein? Das ist das Gerücht des Jahrhunderts! Machen Sie sich nicht lächerlich, Commander. Ich bin mit Mark Johnson verlobt und den werde ich auch heiraten, wenn wir wieder zu Hause sind.“
Chakotay zieht sie auf das Bett, nimmt ihre Hände in seine und sagt:
„Kathryn, Mark ist schon vor 10 Jahren gestorben. Außerdem war er mit einer anderen Frau verheiratet.“
„Mark ist tot? Und er hat nicht auf mich gewartet?“
Kathryn bricht in Tränen aus, kann sich gar nicht mehr beruhigen. Aber allmählich kommt sie zur Ruhe und in ihren Augen blitzt der alte Trotz wieder auf. „Männer! So sind sie. Ungeduldig, selbstherrlich, egoistisch und wenn sie geschwollene Lippen sehen, bekommen sie riesige Glubschaugen.“
Über Chakotays Gesicht huscht das altbekannte Grinsen. Das ist die Kathryn, die er seit vielen Jahre kennt. Und er ist sich sicher, sie wird es schon schaffen, sie wird diesen Virus besiegen und wieder ganz die alte, eigensinnige und neugierige Kathryn werden.
„Was grinst du denn so blöd?“ Kathryn’s finsterer Gesichtsausdruck macht Chakotay sichtlich Freude.
„Na, wenigstens hast du das Sie abgestellt, liebste Kathryn.“
„Liebste Kathryn,“ äfft sie ihn nach. „Ich bin nicht deine liebste Kathryn. Ich bin Captain Kathryn Janeway und du bist mein 1. Offizier und ich werde den Teufel tun und mit dir eine Affäre anfangen!“
Chakotay wird immer vergnügter und Kathryn immer wütender. Sie hat die Hände in die Hüften gestemmt, reckt ihr Kinn drohend in die Gegend und geht mit festen Schritten im Zimmer auf und ab.
Chakotay unterbricht ihr rastloses Hin und Her. Er stellt sich ihr in den Weg und hebt beschwörend die Hände.
„Kathryn...“
Sie unterbricht ihn sofort und will ihn zu Seite schieben. Mit einem leisen Schrei knickt sie ein und hält sich gerade noch an Chakotays Arm fest.
„Was zur Hölle ist mit meinen Beinen los!“
„Du bist nicht mehr die Jüngste, Kathryn! Du solltest froh und glücklich sein, wenn du dich ganz normal bewegen kannst. Das Auf- und Abrennen hat dich zu sehr angestrengt.“
„So ein Unsinn, Chakotay. In meinem Alter kann man noch auf den Berg Seleya gehen, ohne außer Atem zu kommen.“
„Komm mit zum Spiegel, Kathryn. Der wird dich über dein Alter aufklären.“ Er zieht sie ins Badezimmer.
Kathryn steht vor dem Spiegel und ihre Auge quellen ihr fast aus dem Gesicht.
Ein weißhaarige, ältere Dame mit feinen Fältchen um die Augen und die Lippen schaut ihr entgegen. Ihre Hände fahren entsetzt in ihr Gesicht. Sie wendet sich Chakotay zu und betrachtet ihn zum ersten Mal genauer.
„Wo sind deine Haare geblieben, Chakotay? Und du trägst einen Bart! Was ist mit uns geschehen? Haben wir uns schon wieder einen Virus eingehandelt? War da nicht einmal was auf der Enterprise? Dr. Pulaski wurde innerhalb von Stunden uralt. Ja, das wird es sein. Wir müssen sofort durch den Transporterstrahl, der filtert den Virus heraus und wir sehen wieder unserem Alter entsprechend aus. Kommen Sie, Commander.“
Sie betätigt ihren Communikator: „Mr. Tuvok, kommen Sie zum Transporterraum 2 und bringen Sie Seven mit.“
Fest entschlossen begibt sie sich zur Tür und wird von Chakotay aufgehalten.
„Kathryn! Nein!“ „Befehl aufgehoben, Mr. Tuvok!“
„Was fällt Ihnen ein, Commander, meinen Befehl zu widerrufen. Sie sind mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert!“
„Kathryn, hör mir doch zu! Diese Aktion wird nichts nützen! Wir sind so alt, wie wir aussehen. Wir sind immer noch im Deltaquadranten und befinden uns seit 35 Jahren auf dem Weg nach Hause.“
„Was?!“ Kathryn ist wie vom Donner gerührt. Dann schaut sie unsicher zu Chakotay: „Das ist doch ein Scherz, oder?“
„Nein, Kathryn, das ist kein Scherz. Du kannst dich an die letzten Jahrzehnte nicht erinnern, weil du dir tatsächlich bei einer Außenmission einen Virus eingefangen hast. Der Doktor arbeitete fieberhaft an einer Methode, den Virus zu beseitigen und jetzt endlich hat er Erfolg. Wenn wir Glück haben, wirst du wieder ganz gesund werden. Nur, du wirst nicht mehr jung werden. Mit 75 Jahren sieht man eben so aus, wie du aussiehst. Im Übrigen: Für mich wirst du immer jung und schön sein. Und ganz im Ernst: Du siehst immer noch toll aus."
„Das ist wirklich wahr, dass wir verheiratet sind?“
Chakotay nickt und nimmt sie in den Arm und raunt ihr ins Ohr: „Was hältst du von einem Picknick im Bett?“
Kathryn raunzt: „Picknick? Was für ein Picknick? Nennt man das jetzt so? Früher hieß das ...“

„Captain Janeway auf die Brücke!“
Captain Kathryn Janeway fährt erschreckt hoch, reibt sich die Augen, steigt aus dem Bett und geht zum Replikator: „Kaffee schwarz!“, nimmt mit Genuss einen Schluck, verbrennt sich die Lippen und geht fluchend unter die Schalldusche, die ausnahmsweise mal funktioniert. Nun ist sie richtig wach, tippt an ihren Kommunikator und sagt:
„Commander Chakotay, Report in einer Stunde in meinem Bereitschaftsraum. Janeway Ende.“
 Kathryn Janeway geht zum Spiegel, schaut vorsichtig hinein und streicht sich erleichtert eine Strähne ihres roten Haares aus der Stirn. „Was für ein Alptraum! Das war das letzte Mal, dass ich zum Abendessen romulanisches Ale getrunken habe.“
Sie zwinkert sich zu, wirft noch eine Kusshand in Richtung Foto von Mark und verlässt beschwingt und elastischen Schrittes ihr Quartier.
ENDE
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