Alles im Nichts ist mein
- von Hanni Schmidt
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- 20 Juni, 2019
Oda wia oda wos hab i gsagt
Die Welt draussen hat einen Riesenvogel. Wie ist es möglich, dass sich alles so zum Schlechten geändert hat. Es scheint, als ob die Deppen immer mehr werden und die Intelligenten schauen zu. Jetzt fällt auch noch das TV aus, weil wieder mal die Sat-Antenne den Geist aufgibt. Dieses Haus ist der reinste Murks.
Dieses Frühjahr hat uns eine spinnerte Architektin einen rosa Hausgang beschert, schaut aus wie im Puff. Die Heizung in meinem Zimmer ist seit Wochen kaputt. Zum Aufwärmen muss ich ins Bad gehen oder in der Küche den Backofen anmachen.
Ich hab auf einer Seite einen blöden Nachbarn, der seinen Baum nicht zuschneiden will, sodass mein Sommerflieder fast eingegangen ist, weil Luft und Sonne nicht an ihn rankommen.
Sapperlot, hauts da aber Wasser runter und es kühlt super ab. Sehr schön, kann ich wieder mal die Winterklamotten anziehen. Gut, dass ich sie nicht in den Keller gebracht habe.
Ich
muss doch die Terassentür zumachen, schaut so aus, als ob der
Platzregen so schnell nicht aufhört. Ist gut für die Natur, aber an den
Flüssen werden sie das Jammern anfangen. Wenn man auch so nah dranbauen
muss. Selber schuld. Da tropfen mir nicht die Augen.
Ich
erinnere mich bei dieser Gelegenheit an einen ziemlich versauten
Sommerurlaub in Südfrankreich. Ich war mit einer Freundinzeltmäßig
unterwegs. Wir ließen uns auf einem Campginplatz in Valras Plage nieder.
Eines Tages gabs da ein heftiges Unwetter. Zelte wurden weggeweht und
die stehen geblieben waren wurden komplett pitschnass. Unsere Klamotten
hatten schlimme Stockflecken. Wir hatten vergessen, sie zum Trocknen aus
dem Koffer zu nehmen. Mann, war meine Freundin sauer. Sie hatte ganz
schön edle Teile mit, im Gegensatz zu mir. Meine waren wirklich
Klamotten.
Meistens gingen wir in das kleine Restaurant nebenan
zum Abendessen. Leider gabs da eine saugrantige Bedienung, die mich
besonders dick hatte. Weil ein zauberhafter Franzose, ebenfalls
Angestellter des "Restaurants", um mich herumscharschwänzelte und
nicht um sie. War sehr lustig. Mir hat sie die Essensteller immer auf
den Tisch geknallt, dass die Soße nur so spritzte und die meisten
Gerichte waren nur noch lauwarm oder sie waren leider leider gerade
ausgegangen. Aber nur bei meiner Bestellung. Aber ich hab mir den Spaß
gemacht, trotzdem immer wieder zu kommen und ihr auf die Nerven zu
gehen. Ich wollte von dem netten Franzosen gar nix, aber das ließ ich
mir nicht anmerken.
Ich war in einen anderen verknallt, der auf
einem Campingplatz einen Ort weiter kampierte. Ein mieser Depp, wie es
sich später heraustellte. Aber man ist ja vor Liebe blind und ich
verhielt mich ebenso. Meine Freundin war ziemlich angefressen, weil ich
die meiste Zeit so depri rumhing. Sie hatte sich den Urlaub ganz anders
vorgestellt. Ich mir auch. Aber was soll man machen? Der Mensch ist eine
Fehlkonstruktion. Ob Mann oder Frau spielt keine Rolle.
Das
Übelste in diesem Urlaub war, dass ich eines Nachts meinen VW in einen
Graben manövriert hatte. Das war vielleicht ein DIng. Dem Himmel sei
Dank, dass es ganz in der Nähe einen Tanzschuppen gab, in dem sich viele
junge Franzosen tummelten. Ich traute mich tatsächlich rein - was
blieb mir anderes übrig - und hab einige von den Boys in Englisch
angehauen, ob sie mir helfen könnten. Ich war damals ein ganz gut
aussehendes Kerlchen, vermochte auch ganz lieb gucken, also konnten sie
mir ihre Hilfe nicht
abschlagen. Aber geflucht haben sie wie die Müllkutscher und
fürchterlich geschimpft auf die blöden Frauen, die nicht Auto fahren
können. Ich hab so getan, als ob ich des Französischen überhaupt nicht
mächtig wäre. Aber solche Ausdrücke lernt man eigentlich sehr schnell in
allen Sprachen. Na ja, sie hatten ja irgendwie Recht. Wie konnte ich
auch so blöd sen und in den Graben fahren.
Dieser Urlaub war
insgesamt ziemlich übel. Meine Freundin habe ich danach kaum noch
gesehen. Und den Blödmann, der mir den Aufenthalt damals so vermiest
hatte, hab ich ganz schnell komplett vergessen.
In den
folgenden Jahren verbrachte ich immer mal wieder sehr schöne Tage oder
Wochen in den unterschiedlichsten Gegenden in Frankreich, vor allem in
der Bretagne war ich oft unterwegs. Ich mochte die bretonische
Mentalität. Dort fühlte ich mich allerwohlsten. Ich liebe heute immer
noch Croissants, Crepes und bretonische Musik.